Erlebnisse bei der Kongosalmler-Zucht

Erfahrungsbericht von Helmut Ringler

Einer der prächtigsten und schönsten afrikanischen Salmler ist ohne Zweifel der Kongosalmler, Phenacogrammus interruptus. Schwärme dieser schon lange in der Aquaristik bekannten Fische wirken in großen, gut bepflanzten Aquarien besonders eindrucksvoll.

 

Die Zucht des Kongosalmlers ist allerdings nicht einfach. Wie sein Name schon sagt, stammt der Kongosalmler aus dem Stromgebiet des Kongos in Zentralafrika, wo er überwiegend in fließenden Gewässern lebt. Für die Zucht von Phenacogrammus interruptus ist die Ernährung ein ganz wichtiger Faktor. Ich denke, das jeder, der den Kongosalmler züchten möchte, selber Versuche durchführen und seine eigene Erfahrung machen sollte, so wie ich es auch getan habe. Die Tiere fressen bei mir hauptsächlich Insektenlarven, Wachsmotten, junge Mehlwürmer, Drosephila und Flockenfutter. Auch Wasserlinsen werden von Phenacogrammus interruptus gern gefressen.

 

Vergebliche Versuche

 

Angefangen hatte alles 1985, als ich mir die ersten halbwüchsigen Kongosalmler kaufte. Ich pflegte sie bei abwechslungsreicher Fütterung, vor allem mit schwarzen und weißen Mückenlarven, gefrosteten Artemia und Drosophila. Als meine Kongosalmler für die Zucht die richtige Größe und Kondition hatten, richtete ich ein Aquarium mit den Maßen 100x40x40 cm mit Kies und Pflanzen ein. Das Wasser filtere ich über einen eingebauten Biofilter. Die Wasserwerte lagen bei 20 µS/cm, pH-Wert 5,0 und die Wassertemperatur lag bei 27 °C. Beleuchtet wurde das Aquarium mit einer 11 Watt - Energiesparlampe. Am Abend setzte ich die ersten Phenacogrammus interruptus in das Zuchtaquarium. Am nächsten Morgen musste ich feststellen, dass der Versuch gescheitert war. Es folgten noch viele vergebliche Ansätze, doch aufgeben wollte ich nicht. Ich richtete immer wieder das Aquarium mit Kies und Pflanzen ein und veränderte auch immer wieder die Wasserwerte. Bei einem Versuch hatte ich das Wasser so verschnitten, dass der Leitwert bei 100 µS/cm, der pH-Wert bei 6,0 und die Wassertemperatur bei 27 Grad lagen. Nach 14 Tagen war das Aquarium eingefahren und die Wasserwerte waren stabil. Ich setzte gegen 19:00 Uhr zwei Phenacogrammus-Männchen und drei Weibchen in das Zuchtaquarium. Nach etwa drei Tagen fingen die Männchen an, sich für die Weibchen zu interessieren und nach heftigen Treiben laichten meine Kongosalmler ab. Meine Freude war groß, die Eier fand ich jedoch zwischen den Kieselsteinen nur sehr schlecht. Das gefiel mir überhaupt nicht. Ich entfernte also den Kies und bereitete einen neuen Ansatz bei gleichen Wasserwerten vor. Die Reaktion meiner Kongosalmler fiel nicht positiv aus, denn sie standen alle in einer Ecke und rührten sich nicht vom Fleck. Selbst mit Futter konnte ich sie nicht hervorlocken. Der Grund für das Verhalten war wohl nur die nackte Bodenscheibe.

 

Der Trick mit dem Ablaichbehälter

 

Ich brachte den Kies wieder ins Aquarium ein und siehe da, die Tiere benahmen sich wieder normal. Um nicht wieder Eier suchen zu müssen, stellte ich einen transparenten Plexiglasbehälter mit den Maßen 30x20x12 cm in das Aquarium, deckte die Öffnung mit einem PVC-Gitter ab und legte auf das Gitter ein lockeres Bündel grünen Perlongarns als Laichsubstrat ab. Die Idee mit dem Plexiglasbehälter war gut, denn die Kongosalmler laichten tatsächlich darüber ab und die fielen durch die 4 mm großen Löcher und waren für die Kongosalmler nicht mehr erreichbar, denn auch sie sind wie die meisten Salmler Laichräuber. Nachdem die Kongosalmler abgelaicht hatten, nahm ich den Plexiglasbehälter mit den Eiern aus dem Zuchtaquarium heraus und stellte ihn auf einen Glasbehälter. In ihm befand sich eine 8 Watt - Leuchtstofflampe, mit der die Eier von unten beleuchtet wurden, so dass ich die guten Eier sehr gut von den schlechten unterscheiden konnte. Die befruchteten Eier hatten einen bräunlichen Kern. Mit einem PVC-Rohr, Durchmesser 8 mm, pipettierte ich die guten Eier in ein vorbereitetes Glasaquarium von 40x15x25 cm Größe, das mit einem Regelheizer und einem Billifilter ausgestattet war. Auf dem Bodengrund verzichtete ich. Befüllt war das Aquarium mit Wasser aus dem Zuchtaquarium. Nach etwa sechs Tagen -abhängig von der Temperatur- schwammen die jungen Phenacogrammus interruptus frei und konnten mit frisch geschlüpften Artemia - Nauplien gefüttert werden.

 

Der gute schwarze Tee

 

Aber damit war das Thema Kongosalmler - Zucht noch nicht beendet, denn es schwammen eine ganze Menge verkrüppelte Tiere in dem Aquarium, die nach einigen Tagen auch eingingen. Ich wusste, dass in schwarzen Tee Gerrbsäuren enthalten sind und kochte daher ganz normalen schwarzen Tee. Zwei Esslöffel Tee brühte ich mit einem Liter enthärteten Wasser auf. Ich verwende nur den zweiten Aufguss, den ich wie den ersten Aufguss fünf Minuten ziehen ließ. Dann goss ich ihn durch einen Kaffeefilter, damit die Teeblätter herausgefiltert wurden. Von diesem zweiten Aufguss setzte ich dem Zuchtwasser fünfzig Milliliter auf zehn Liter Aquariumwasser zu. Das Zuchtwasser bekam durch den Teezusatz eine bräunliche Färbung, was auch zum Wohlbefinden der Kongosalmler beitrug. Seit ich diesen Teezusatz für die Kongosalmler - Zucht benutze, habe ich keine verkrüppelten Tiere mehr in meinen Aquarien. Das Zuchtwasser bereitete ich immer mit Vollentsalzung über Ionentauscher auf, also über einen Kationen- und Anionenaustauscher.

Im Zuchtwasser, das ich über eine Umkehrosmose-Anlage gewonnen hatte, starben die Embryonen ab. Später, 1996, habe ich dann im Aquarienmagazin -das Aquarium- einen Bericht von Wolfgang Voigt über den osmotischen Druck bei der Eientwicklung gelesen. Wenn der Salzgehalt des Wassers größen als der des Eies ist, so verdünnt sich das Wasser im Zuchtaquarium und entzieht dem Ei die Flüssigkeit, was zur Folge hat, dass es schrumpft und kleiner wird. In diesem Fall können die jungen Kongosalmler die Eischale nicht sprengen und sterben. Im umgekehrten, wenn der Salzgehalt im Wasser kleiner als der Salzgehalt im Ei, verdünnt sich die Flüssigkeit im Ei, was zur Folge hat, dass das Ei aufquillt und im Extremfall sogar platzen kann. Es ist daher anzunehmen, dass das Wasser meiner Umkehrosmose-Anlage nicht den richtigen Salzgehalt für die Eier geliefert hat. Nach der geschilderten Methode habe ich auch den Gelben Kongosalmler, Alestopetersius caudalis, und den Hohen Kongosalmler Phenacogrammus altus, erfolgreich vermehrt.

 

Ich wünsche allen Hobbyzüchtern eine glückliche Hand und viel Spaß bei der Zucht von Kongosalmlern.

 

Helmut Ringler

Aquarienfreunde Stellingen

 

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